Story Heini Glättli – einer von uns

Nachruf auf den ehemaligen Assistenz- und Konditionstrainer.
Autor: Beat Hürlimann

 

Heinrich «Heini» Glättlis Geschichte wiederspiegelt ein Stück Zürcher Stadtsportgeschichte. Sie beginnt in den Fünfzigern. Er hat geboxt und dabei auch einen Schweizermeistertitel im Fliegengewicht errungen. Weggefährte Heinz Heinemann erinnert sich an eine Episode: «Glättli war bereits für die Olympiade 1962 in Rom qualifiziert. Er bestritt einen Vorbereitungskampf und kassierte eine K.o.-Niederlage. Der Gegner hatte ihm beim Shakehands einen Schlag verpasst. Eine K.o.-Niederlage zwei Wochen vor Olympia bedeutete damals den Ausschluss von den Spielen.»
 
Später im Letzigrund hat er für den FCZ als Co- und Konditionstrainer die tolle Meistermannschaft von 1980/81 mit Spielern wie Jerkovic, Zappa, Kundert, Grob und Seiler mit neuen Trainingsmethoden aus dem Boxsport fit getrimmt. Der damalige FCZ-Profi Roger Kundert erinnert sich: «Vor allem das Konditionstraining, das schon damals nicht besonders beliebt war bei den Spielern, konnte er uns dank seiner aufgestellten, lustigen und humorvollen Art richtig gut schmackhaft machen. Er brachte vom Boxen her neuen Wind ins Training. Er legte viel Wert auf Ausdauer und die Stärkung der Bauchmuskulatur, was beides zuvor vernachlässigt wurde.»

Am 27. Juni 1981 stand Glättli in Schweden gegen Malmö FF als Cheftrainer in einem Pflichtspiel an der Seitenlinie. Er vertrat den in den Ferien weilenden Jeandupeux.
 
Wer aber über Glättlis Zeit beim FCZ erzählt, kommt rasch auf die Trainingslager in Afrika zu sprechen. Roger Kundert: «Wir waren auf Safari in Simbabwe und stiegen aus den Fahrzeugen, um nach wilden Tieren Ausschau zu halten. Glättli lief zu einem Busch, aus dem eine grosse Schlange kroch. Er erschrak und fiel zu Boden. Es war eine lustige Zeit mit ihm und er hatte es auch schön mit uns. Er genoss es, wieder etwas in der Öffentlichkeit zu stehen. Er kam auch viel mit uns Spielern in den Ausgang.»
 
Für das Modehaus modissa war Glättli über 50 Jahre und bis zuletzt als selbstständiger Scheibenputzer unterwegs. Sämi Baumberger von modissa: «Heini war der Mann, der rund um die Uhr für unser Unternehmen zur Verfügung stand. Er gehörte zu uns, er war über all die Jahre ein Freund des Hauses. Alle haben ihn geliebt. Er fehlt, auch beim gelegentlichen Morgenkaffee» Im Cafe Uetli an der Kalkbreitestrasse, jeweils morgens um 10 am Stammtisch, traf sich Glättli mit ehemaligen Zürcher Sportgrössen und Freund Hermann Burgermeister. Traditionsgemäss auch am Weihnachtstag. Der Stammtisch und sein Faible für schöne Serviertöchter führten Glättli zur Familie der Alemannis. Jill, Hotelfachangestellte im Forum an der Langstrasse, hatte es ihm angetan und als der Italiener Diego in ihr Leben trat, gab er beim ersten Treffen im Volkshaus seinen väterlichen Segen: «Das ist ein Guter. Den musst Du nehmen.» Für Diego war es so, als müsste er beim Schwiegervater um die Hand seiner Jill anhalten.
 
Heini war ein liebevoller, verlässlicher Freund zum Pferde stehlen, über den Baumi (modissa) heute sagt, über den alle heute sagen, er war einer von uns. Er ist am 26. Mai im Alter von 85 Jahren in Zürich kinderlos verstorben.